Veränderungen in den hochalpinen Landschaften und ihre Risiken für die Gesellschaft
71. Parlamentariertreffen der Gruppe Klimaänderung
Mehr als drei Millionen Kubikmeter Felsen stürzten am 23. August 2017 vom Piz Cengalo in Richtung Tal und überschwemmten mit einem Murgang das Dorf Bondo. Die zwei Referenten des 71. Parlamentariertreffens sind sich einig, dass die Wahrscheinlichkeit für solche Ereignisse in der Zukunft zunehmen wird. Hauptverantwortlich dafür sind die schwindenden Gletscher und der auftauende Permafrost im Hochgebirge. Dadurch wird sich die Landschaft in den Alpen nachhaltig wandeln. Mit diesen Veränderungen umzugehen, stellt eine Herausforderung dar, bietet aber durchaus auch Chancen. Entscheidend ist es, frühzeitig zu planen um Synergien und Konfliktpotentiale zu erkennen.
Prof. Dr. em. Wilfried Haeberli, Professor für Glaziologie, Geomorphodynamik und Geochronologie am Geographischen Institut der Universität Zürich, stellte gleich zu Beginn seines Vortrages klar: Bis Mitte des Jahrhunderts wird das Gletschervolumen in den Alpen massiv reduziert sein. Weiter führte er aus, dass auch der Permafrost im Hochgebirge als Folge des fortgesetzten Temperaturanstiegs in der Atmosphäre immer tiefer auftauen werde. Wenngleich dieser Prozess verzögert abläuft, so führt er dennoch zusehends zu starken thermischen Anomalien im Untergrund. Durch den Gletscherschwund und das Auftauen des Permafrostes wird sich die Landschaft in den Alpen stark verändern und für viele zukünftige Generationen geprägt sein von Ungleichgewichten hinsichtlich Hangstabilität, Vegetation und Geschiebehaushalt. Doch es gibt auch positive Aspekte: Neu entstehende Seen könnten zu touristischen Attraktionen werden. Weiter könnte ein Teil dieser Seen auch als Sedimentrückhalt und Speicher für die Wasserkraft interessant werden. Abschliessend hielt Haeberli fest, dass es wichtig ist, mögliche Synergien und Konfliktpotentiale frühzeitig zu erkennen, um genügend Zeit für die Planung zu haben.
Peter Mani, lic. phil. nat., Fachexperte für Naturgefahren und Mitglied der Geschäftsleitung bei geo7, fokussierte sich in seinem Vortrag auf Prozessketten bei Naturgefahren. Gleich zu Beginn zeigte Mani ein eindrückliches Beispiel aus dem Jahr AD 563, als ein Bergsturz eine Rutschung im Rhonedelta auslöste, welche wiederum für einen gewaltigen Tsunami im Genfersee verantwortlich war: Flutwellen von bis zu 13 Metern in Lausanne und 8 Metern in Genf wurden berichtet. In der Folge ging Mani auf Ereignisse aus jüngerer Zeit ein: Auftauender Permafrost war beispielsweise in den Jahren 2009 bis 2011 im Spreitgraben bei Guttannen verantwortlich für Felsstürze und Murgänge, welche zu grossen Geschiebeablagerungen in der Aare führten und so die Hochwassersicherheit flussabwärts deutlich reduzierte. Eindrücklich sind dabei auch die Projektkosten für die in der Folge errichteten Verbauungen in Innertkirchen, welche sich auf 14 Millionen Franken beliefen.
Zum Abschluss hielt Mani fest, dass in der Zukunft durch den Einfluss des Klimawandels mit einem vermehrten Auftreten von solchen Prozessketten bei Naturgefahren zu rechnen ist. Die Beurteilung und Vorhersage solcher Ereignisse ist jedoch eine grosse Herausforderung für die Wissenschaft, da es sich um komplexe Wirkungsketten handelt und verschiedene Auslöser dazu führen können.
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