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Covid-19-Pandemie und ihre Folgen für die Nachhaltige Entwicklung

Welche möglichen Folgen hat die Covid-19-Pandemie auf die Nachhaltige Entwicklung? Die hier aufgeführten Statements bilden Meinungen und Positionen einzelner saguf-Vorstandsmitglieder ab und stellen keine konsolidierte Stellungnahme der saguf als Fachgesellschaft ab.

Nachhaltigkeitsziele / Sustainable Development Goals

Winterthur, Zürich, Bern, Basel, 15. Mai 2020

Vicente Carabias-Hütter, Co-Leiter Arbeitsgruppe Energiezukunft und Vorstandsmitglied

Ich sehe diese Zeit als Chance, unser Reise- und Konsumverhalten sowie die Bedeutung der Zukunftsvorbereitung zu überdenken,

  • u.a. für die Verlagerung der Pendelzeiten (in dem Arbeitsorte/-zeiten flexibler gehandhabt werden: ruhigere Arbeiten zu Hause, späteres Pendeln falls wirklich nötig), für vermehrtes Home Office und verstärkten Einsatz digitaler Kommunikation (für Meetings/Workshops/Konferenzen). Damit verbunden sind positive Auswirkungen auf weniger (Flug-)Mobilität, Verteilung der Transportlasten und entsprechende Emissionen. Dies sollte letztlich auch dem aktuellen Thema der AG Energiezukunft «Mainstreaming & Kommunikation von suffizienteren Lebensstilen» Aufwind geben.
  • Darüber hinaus wird der regionalen, saisonalen Produktion und der lokalen Wertschöpfungskette sowie der Selbstversorgung wieder mehr Wertschätzung im Verhältnis zur globalisierten Wirtschaft gegeben: Direkte Vermarktung ab Bauernhof, Quartierlädeli mit persönlicher Beziehung sowie qualitativ hochstehende Produkte gewinnen an Marktanteilen.
  • Die Zukunftsforschung weist seit Jahrzehnten auf gewichtige Trends und Wild Cards (wie z.B. Pandemien) hin und fordert eine stärkere Beachtung der Antizipation zur besseren Vorbereitung auf mögliche Zukunftsszenarien. Dazu passen meine saguf-Mitteilungen von 2013: Carabias-Hütter, V., Haegeman, K. 2013. Future-oriented technology analysis to support decision-making in meeting global challenges. GAIA 22/1: 57-59.

Bernadette Sütterlin, Co-Leiter Arbeitsgruppe Energiezukunft und Vorstandsmitglied

Ein transformatives Moment wie die Corona-Krise, in dem sich die persönlichen, sozialen und beruflichen Umstände ändern, bietet ein «Window of Opportunity», um ansonsten nur schwer zu ändernde Gewohnheiten aufzubrechen und eine bewusste, geplante Verhaltensänderung herbeizuführen. Die Menschen setzen sich mit neuen Handlungsalternativen (Nutzung alternativer Kommunikations- und Interaktionsmittel, Nutzung lokaler Angebote und Dienstleistungen, verändertes Mobilitätsverhalten etc.) auseinander und sammeln Erfahrungen mit ihnen. Im Falle von positiven Erfahrungen können sich neu erlernte, nachhaltigere Verhaltensmuster langfristig verankern.
In Krisensituationen, in denen Menschen das gleiche Schicksal teilen, bildet sich verstärkt eine geteilte soziale Identität, ein Wir-Gefühl, heraus. Das kollektive Verhalten ist dadurch geprägt von Solidarität. Dies äussert sich unter anderem in vermehrter Nachbarschaftshilfe und Sharing-Verhalten sowie der Nutzung entsprechender digitaler Interaktionsplattformen.

Basil Bornemann, Vorstandsmitglied

Die Corona-Pandemie legt in vielerlei Hinsicht Strukturen und Praktiken einer nicht-nachhaltigen Entwicklung frei – und sie erzeugt zugleich einen Raum für die Imagination und das Ausprobieren von Alternativen. Dadurch öffnet sie auch den Blick für neue Möglichkeiten und Ansatzpunkte der politischen und gesellschaftlichen Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung. Die von vielen Regierungen an den Tag gelegte Krisenbewältigungskapazität dokumentiert zwar eine grundsätzliche Handlungsfähigkeit; sie dient aber kaum als Blaupause für die Gestaltung einer nachhaltigen Transformation: Während eine Krise die Stunde der fachwissenschaftlich beratenen Exekutive ist, erfordert die grosse Transformation das breit abgestützte Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Akteure auch über den Tag hinaus.

Michael Stauffacher, Vorstandsmitglied und ehemaliger saguf-Präsident

Wir befinden uns derzeit in einer Situation der Zerrüttung, erleben Liminalität (https://doi.org/10.14512/gaia.26.4.15) und durchlaufen einen wahrhaft transformativen Lernprozess. Es ist interessant zu erleben und beobachten, wie wir alle, individuell und kollektiv, mit diesen Herausforderungen umgehen. Vieles bleibt unklar, ist schwer abzuschätzen, zutiefst unsicher – es wird darum viel Bescheidenheit und Demut brauchen, um nicht zu schnelle Schlüsse zu ziehen und schon mehrfach geäusserte Ideen einfach unverändert zu wiederholen. Ich bin überzeugt, dass wir in den kommenden Jahren neue Fähigkeiten und Kompetenzen brauchen, da die neue Normalität anders sein wird. Wahrscheinlich erleben wir sogar einen echten gesellschaftlichen Transformationsprozess, bei dem sich viele soziale Praktiken grundlegend verändern und die wir allenfalls auch mitgestalten können. Die saguf mit ihrer breit abgestützten Erfahrung und Expertise in den Human-, Sozial-, Natur- und Ingenieurwissenschaften wie auch vielfältigen Praxisfelder kann hierbei sicher beitragen!

Bettina Scharrer, Co-Leiterin Arbeitsgruppe Städtische Ernährungssysteme

Durch die Corona-Krise wird die Gesellschaft nicht nur gezwungen auf eingeschliffene Verhaltens- Handlungs- und Konsumgewohnheiten zu verzichten, sondern es öffnet sich gleichsam ein Gelegenheitsfenster, neue, teils der Nachhaltigkeit sehr förderliche Konsum- und Handlungsweisen in der Praxis zu entdecken und direkt umzusetzen. Diese Erfahrungen, welche auf persönlich individueller bis hin zur Ebene des politischen Gemeinwesens gemacht werden, können dazu beitragen, eingeprägte Glaubenssätze unserer Konsumgesellschaft zu hinterfragen sowie neue Werteorientierungen, Handlungs- und Wissensmodi zu entwickeln, welche eine Transformation der Gesellschaft Richtung Nachhaltigkeit begünstigen. Es gilt also diese Prozesse sowie bis anhin für nicht umsetzbar gedachte Handlungsoptionen und neue, nachhaltige Praktiken zu erfassen und sichtbar zu machen, damit auch nach Überwindung dieser Pandemie, die positiven Aspekte, welche sich aus der Krise ergeben haben, überdauern.

Manuela Di Giulio, saguf-Geschäftsführerin

Die Covid-19-Pandemie verstärkt bestehende Ungleichheiten. Denn jede und jeder von uns kann sich zwar mit dem Virus anstecken – insofern sind wir alle gleich betroffen –, aber die teilweise katastrophalen Folgen wie Arbeitslosigkeit und Armut können in wohlhabenden Ländern und Gesellschaftsschichten besser abgefedert werden als in armen. Das macht mich nachdenklich und stimmt mich pessimistisch, denn Nachhaltigkeit und Gleichheit sollten Hand in Hand gehen. Die Pandemie öffnet gleichzeitig viel Raum für kreative Lösungen und Solidarität und zwingt uns dazu, uns auf das Wesentliche zu fokussieren. Dies stimmt mich wiederum optimistisch, denn wir werden in Zukunft vermehrt auf solche Fähigkeiten angewiesen sein.

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